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Edith Schweizer

In memoriam

Edith Schweizer*09.01.1938     † 29.08.2019

Am 29. August 2019 ist Edith („Möhr“) Schweizer nach längerer Krankheit in Darmstadt verstorben. Die große Zahl ihrer Freunde, Schüler und Kollegen trauert gemeinsam mit der Familie um einen besonderen Menschen, der es verstanden hat, bedachtsam anzusprechen und dafür zu werben, was ihm wichtig war. Sie gehörte zur ersten Generation der mit Prof. Václav Vojta eng verbundenen Physiotherapeutinnen und bot als Vojta-Lehrtherapeutin über eine lange Zeit den Jüngeren fachliche Orientierung.

Edith Schweizer wurde 1938 in Bitterfeld geboren. Sie besuchte dort die Grundschule, bevor sie nach Kriegsende mit ihrer Familie in die Region Bergstraße umsiedelte, wo sie ihr weiteres Leben verbrachte. Aus wachsendem Interesse für die Heilberufe beendete sie eine kaufmännische Lehre und wendete sich fortan der Physiotherapie zu.

In ihrem lebenslangen Streben nach Erkenntnis und profunder beruflicher Qualifikation hospitierte sie in den 60er Jahren im renommierten Queen Mary’s Hospital in London. Später erwarb sie dort bei Berta und Karel Bobath umfassende Kenntnisse in der nach ihnen benannten Behandlungsmethode. Sie widmete sich fortan als Mitarbeiterin verschiedener Kliniken und Kindereinrichtungen – im Allgäu und im Frankfurter Raum – der Behandlung bewegungsgestörter Kinder.

Nachdem sie im Jahr 1971 in Köln mit Dr. Vojta zusammengetroffen war, erkannte sie die besondere Effizienz der von ihm gelehrten Methode. Alsbald übte sie diese in virtuoser Weise aus, so dass „Möhr“, wie sie von nahestehenden Personen genannt wurde, seit 1975 als Lehrtherapeutin in den Vojta-Therapiekursen unterrichtete. Das geschah regelmäßig in Heidelberg, später auch in Erfurt und Bochum. Darüber hinaus war sie regelmäßig in den Ausbildungskursen der Vojta-Therapie im europäischen und außereuropäischen Ausland mit eingesetzt. Mit großem didaktischem Geschick konnte sie die mitunter schwierigen Sachverhalte ihres Faches in Theorie und Praxis vermitteln.

In ihrem ständigen Bestreben, das in anschaulicher Weise zu erreichen, erarbeitete sie das Bildmaterial für eine inzwischen weit verbreitete Poster, auf dem die motorische Entwicklung des Kindes im ersten Lebensjahr dargestellt und erklärt wird. Fasziniert von dem Wunder der Entwicklung und von deren gesetzmäßigem Verlauf, der erforderlichenfalls Möglichkeiten zum therapeutischen Eingreifen eröffnet, vollständig überzeugt, publizierte sie eine Monographie zu dieser Thematik: „Die Entdeckung der idealen Motorik“. Mit dem im Pflaum-Verlag erschienenen Buch hat sie uns damit ein Standardwerk hinterlassen, das nicht nur angehenden Vojta-Therapeuten, sondern allen, die sich mit der kindlichen Entwicklung befassen, eine wertvolle Hilfe ist.

Edith Schweizer hat es immer verstanden, ihre hoch spezialisierte fachliche Kompetenz in die ganzheitliche Sicht eines humanistischen Weltverständnisses einzufügen. Sie ist deswegen in der menschlichen Begegnung authentisch und in der Vermittlung ihres Wissens stets überzeugend gewesen.

Wir nehmen in Dankbarkeit Abschied und werden ihr ein ehrendes Gedenken bewahren.

Vorstand und Mitglieder der Internationalen Vojta Gesellschaft e.V.

Dr. Friedemann Schulze (Erfurt)
Wolfram Müller (Siegen)