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Stellungnahmen

Erklärung des Vorstands der Internationalen Vojta Gesellschaft e.V. (IVG) zum Beratungsverfahren des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)

Stand: 12.05.2025

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das nach § 91 SGB V höchste Gremium der Selbstverwaltung des deutschen Gesundheitswesens, hat im Januar 2025 eine Überprüfung der Regelungen in seiner Heilmittelrichtlinie zur Krankengymnastik zur Behandlung von ZNS-Erkrankungen eingeleitet, die in § 19 Abs. 3 Nr. 5 und 6 auch die Behandlung nach Vojta bei ZNS-Erkrankungen bei Kindern bis 18 Jahren und bei Erwachsenen über 18 Jahren vorsieht. Es gebe Hinweise aus der Versorgungspraxis, dass die Therapie nach Vojta möglicherweise mit einem Schädigungspotential für Säuglinge und Kinder verbunden sein könnte. Deshalb will der G-BA untersuchen, ob

  • die Therapie nach Vojta ein spezifisches Schädigungspotential birgt und
  • altersunabhängige Spätfolgen der Therapie, besonders psychischer Art, identifiziert werden können.

Dazu erklärt der Vorstand der IVG:

Die in der IVG zusammengeschlossenen deutschen und internationalen Vojta-Lehr-TherapeutInnen sind mit den von ihnen ausgebildeten und im In- und Ausland tätigen Vojta-TherapeutInnen von der Wirksamkeit und Unschädlichkeit der – seit zwei Generationen auch international etablierten – Vojta-Therapie bei Patienten gleich welchen Alters bei ZNS-Erkrankungen überzeugt.

Die Aus- und Weiterbildung von PhysiotherapeutInnen in der Vojta-Therapie erfolgt in Deutschland sowie international nach den strengen Standards und Qualitätskontrollen der IVG. Wir verfolgen – wie mit der für alle Interessenten einsehbaren Literaturdatenbank nachvollzogen werden kann – die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Vojta-Methode aufmerksam und unterstützen diese fachlich. Zentraler Bestandteil der Vojta-Therapie ist eine individuell angepasste Behandlungsplanung unter Berücksichtigung der Belastbarkeit der Patienten sowie unter konsequenter Einbeziehung der Bezugspersonen, die im häuslichen Umfeld – professionell angeleitet und kontinuierlich überprüft – die Vojta-Therapie am Patienten durchführen. Dabei bestehen für die spezifische und differenzierte physiotherapeutische Behandlung nach Vojta klare Indikationen und Kontraindikationen.

Hinweise auf ein Schädigungspotential der lege artis durchgeführten Vojta-Therapie sind uns nicht bekannt. Der G-BA hat der IVG die angeblichen Vorkommnisse mit Verweis auf die Vertraulichkeit seiner Beratungen nicht offengelegt, so dass uns eine konkrete Widerlegung bislang nicht möglich ist.

Die IVG steht mit den deutschen Berufsverbänden der PhysiotherapeutInnen zu dem Prüfverfahren des G-BA im Austausch.
Mit dem Schreiben vom 29.4.2025 hat die IVG, neben anderen Organisationen und Fachgesellschaften des Gesundheitswesens, von dem G-BA einen umfangreichen Fragenkatalog erhalten, für dessen Beantwortung wir eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Barbara Mauer-Burkhard (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) gebildet haben.
Die IVG wird alles daransetzen, etwaige Zweifel an der Vojta-Therapie auszuräumen und über den Fortgang des Verfahrens unterrichten.

 

Stellungnahme der Internationalen Vojta Gesellschaft e.V. (IVG) zu der Behandlungsmethode von Herrn Mgr. Václav Krucký aus Ostrov, Tschechische Republik

Der Berufsverband der tschechischen Physiotherapeuten, UNIFY CR (im Weiteren „UNIFY CR“ genannt), hatte im März 2016 der IVG mitgeteilt, dass der Physiotherapeut Mgr. Václav Krucký, M.Sc. (im Weiteren „Mgr. Krucký“ genannt) bei der Akkreditierungskommission des Tschechischen Gesundheitsministerium sein Programm für eine neue Behandlungsmethode, genannt „Vojta-Methode zweite Generation“, vorgelegt habe. UNIFY CR bat die IVG um Auskunft, ob die IVG Informationen über dieses Programm habe und ob Herr Mgr. Krucký in der Vojta-Methode ausgebildet sei oder die Ermächtigung habe, die Vojta-Methode zu unterrichten.

Die IVG hat daraufhin dem tschechischen Verband UNIFY CR ihre Stellungnahme zugeleitet. Da Herr Mgr. Krucký die Akkreditierung erhalten hat hält es die IVG für erforderlich, ihre Auffassung zu der Behandlungsmethode von Herrn Mgr. Krucký öffentlich zugänglich zu machen:

  • Herr Mgr. Krucký hat keine von der IVG anerkannte Ausbildung als Vojta-Physiotherapeut erfolgreich absolviert. Herr Mgr. Krucký hat von der IVG auch keine Befähigung zum Lehrtherapeuten in der Vojta-Methode erhalten, das heißt, er ist nicht nach den Standards und Leitlinien der IVG qualifiziert worden, die Vojta-Methode der Reflexlokomotion und die Vojta-Diagnostik zu unterrichten.
  • Die von Prof. Dr. Václav Vojta (* 1917 + 2000) entwickelte Behandlungsmethode der sog. Reflexlokomotion unterscheidet sich wesentlich von der Behandlungsmethode, welche Herr Mgr. Krucký in seinem 2017 veröffentlichten Buch „Vojta-Therapie 2. Generation“ darstellt. Herr Mgr. Krucký stellt in diesem Buch und öffentlich die von ihm entwickelte Behandlungsmethode als eine wirksamere und schonendere Fortentwicklung der Vojta-Methode dar. Das ist nach Auffassung der IVG eine irreführende Ausnutzung des weltweit guten Rufs der Vojta-Methode. Die IVG distanziert sich von der Verwendung des Namens „Vojta“ durch Herrn Mgr. Krucký.
  • Die IVG weist daraufhin, dass die Vojta-Methode sehr sorgfältig durchgeführt werden muss und deshalb nur von Physiotherapeuten angewandt werden sollte, die in von der IVG zertifizierten Ausbildungszentren nach den Standards und Leitlinien der IVG ausgebildet wurden. Bei einer nicht lege artis durchgeführten Vojta-Therapie kann die Aktivierung des Zentralnervensystems beim Patienten fehlgeleitet oder sogar gestört werden. Es können schädliche Nebenwirkungen, wie z.B. vegetative Fehlreaktionen, entstehen. Die Ausbildung der Physiotherapeuten in der Vojta-Methode durch von der IVG qualifizierten Vojta-Lehrtherapeuten ist die beste Vorbeugung gegenüber solchen möglicherweise ernsthaften Gefährdungen von Patienten.
  • In der - von Prof. Dr. Václav Vojta mit anderen Ärzten und Physiotherapeuten 1984 gegründeten - Internationalen Vojta Gesellschaft e. V. (IVG) haben sich weltweit für die Vojta-Methode engagierte Ärzte und Vojta-Lehrtherapeuten zusammengefunden. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das wissenschaftliche Werk von Prof. Dr. Václav Vojta, nämlich das Prinzip der Reflexlokomotion, in Diagnostik und Therapie anzuwenden und dabei das fachlich höchstmögliche Niveau zu wahren. Die IVG sieht sich deshalb in der Verantwortung, die Konsistenz der Vojta-Methode in Theorie und Praxis sicherzustellen. Dazu hat die IVG Standards und Leitlinien für die Ausbildung von Physiotherapeuten sowie von Vojta-Lehrtherapeuten in der Vojta-Methode und auch für Vojta-Ausbildungsstätten erarbeitet.
  • Wegen dieser Verantwortung für die Vojta-Methode sah sich die IVG 2016 verpflichtet, sich gegenüber dem tschechischen Verband UNIFY CR in aller Form von der von Mgr. Krucký entwickelten Behandlungsmethode zu distanzieren.
  • Solange Mgr. Krucký durch die Bezeichnung der von ihm entwickelten Behandlungsmethode den Eindruck erweckt, die Vojta-Methode der Reflexlokomotion anzuwenden und zu lehren, muss die IVG auf dieser Distanzierung bestehen.