In Memoriam
Die Internationale Vojta Gesellschaft e.V. trauert um Wolfram Müller. Er starb nach schwerer Krankheit, bis zuletzt in bewundernswerter Weise lebenszugewandt und aktiv handelnd, am 28. Februar 2021 im Kreis seiner Familie.
Geboren am 10.4.1957, wuchs er mit seinen Geschwistern in sozialer Geborgenheit auf. Nach Beendigung der Schulzeit absolvierte er in Koblenz zunächst eine Krankenpflegehelfer-Ausbildung. Anschließend qualifizierte er sich an der Fachschule „Rudolf Klapp“ der Philipps-Universität Marburg zum Physiotherapeuten, die 1978 mit der staatlichen Anerkennung dieses Berufsabschlusses endete. Zunächst im Rahmen des Wehrersatzdienstes, später im Angestelltenverhältnis in der physiotherapeutischen Abteilung der DRK-Kinderklinik Siegen, kam es zu einem ersten Kontakt mit Roswita Block, einer der ersten Mitarbeiterinnen von Prof. Václav Vojta. Wolfram Müller erkannte dadurch frühzeitig die Bedeutung des Vojta-Prinzips in Diagnostik und Therapie. Er beendete 1981 erfolgreich einen Kursus für „Angewandte Entwicklungskinesiologie bei bewegungsgestörten Säuglingen, Kindern und Jugendlichen nach Vojta“, um sich anschließend zum Lehrtherapeuten in dieser Methode, die für sein weiteres Leben von zentraler Bedeutung wurde, zu entwickeln.
Die Begabung des jungen Physiotherapeuten sowohl in der praktischen Durchführung der Behandlung, als auch in seinen pädagogischen Fähigkeiten bei der Vermittlung fachlicher Inhalte an Lernende und der konsequente, zugleich verbindliche Umgang mit Patienten, Mitarbeitern und Schülern blieb Prof. Vojta und seinen engsten Mitarbeiterinnen nicht verborgen. Seit 1983 lehrte Wolfram Müller das Vojta-Prinzip – in sämtlichen Vojta-Therapie-Kursen – in Deutschland wie auch in zahlreichen europäischen und außereuropäischen Ländern. Bereits im Jahr 1984, dem Gründungsjahr der IVG, wurde er deren Mitglied. Im Jahr 1987, unter der Präsidentschaft von Prof. Vojta, wurde er deren Vorstandsmitglied und übte hier seit 1997 die Funktion des 2. Vorsitzenden aus. Das tat er stets mit Freude und außerordentlich hohem persönlichem Engagement. Nach dem Tod von Dorothea Wassermeyer übernahm er im Jahr 2008 von ihr die Aufgabe, Vojta-Kurse und Lehrtherapeutenausbildung im nationalen und internationalen Rahmen zu organisieren und zu leiten. Dabei war es ihm ein besonderes Anliegen, den Kontakt zur stetig wachsenden Gruppe international tätiger Lehrtherapeuten in aller Welt persönlich zu pflegen. So wuchs seine Verantwortung sowohl in der IVG als auch innerhalb der großen physiotherapeutischen Abteilung der DRK-Kinderklinik Siegen, deren Leitung ihm im Jahr 2010 übertragen wurde.
Durch eigene Publikationen, durch Anregungen und Förderung wissenschaftlicher Aktivitäten und mittels Durchführung wissenschaftlicher Kongresse hatte Wolfram Müller nach dem Tode von Prof. Vojta maßgeblich dazu beigetragen, das „Vojta-Prinzip“ in der Praxis zu etablieren und weiter zu entwickeln. Unvergessen bleibt das Symposium anlässlich des 100. Geburtstag von Prof. Vojta im Jahr 2017, das ihm ein besonderes Anliegen war und mit nachhaltig positiver Resonanz in Köln stattfand.
Er sorgte dafür, dass der mediale Auftritt der Internationalen Vojta Gesellschaft e.V. für Interessenten aus aller Welt Informationen bereitstellt, die eine solide Orientierung ermöglichen und die kritische Auseinandersetzung innerhalb des Spektrums gegenwärtiger physiotherapeutischer Möglichkeiten erleichtern. Die große, ständig wachsende Popularität der Homepage der IVG war ihm eine Freude und Bestätigung des fortgesetzten erfolgreichen Bemühens.
Aufgrund seiner menschlichen Integrität, seiner positiven Ausstrahlung und seiner Fähigkeiten, eigenständige kraftvolle Persönlichkeiten zu zielgerichtetem gemeinsamem Handeln zu führen, erwarb er sich insbesondere unter den Vojta-Therapeuten, aber auch im weiteren beruflichen Umfeld nicht nur hohe Anerkennung, sondern genoss darüber hinaus allgemeine Beliebtheit.
Seine Freunde und Wegbegleiter erinnern sich seiner als eines geselligen Menschen, der in entspannter Runde ohne Mühe einen Kreis interessierter Zuhörer um sich scharen konnte. Seine besondere Liebe und Fürsorge galt seiner Familie, die für ihn neben dem Beruf wesentlicher Lebensinhalt, Kraftquell und Schutzraum gewesen ist. Wenn wir uns in Dankbarkeit an ihn erinnern, gilt unsere besondere Anteilnahme seiner Frau, seinem Sohn, seinen Töchtern und seinen Enkelkindern. Er wird uns allen sehr fehlen.